Der Artikel der “profi” mit dem Titel “Weit weg vom Labor” beruht auf einer fehlerhaften Untersuchung und in vielen Punkten auf unvollständiger Recherche. “profi” vergleicht den Stenon-Bodensensor mit Labormessungen und verkennt dabei, dass die Untersuchungen nicht am exakt gleichen Boden erfolgen können. Die kleinräumigen Bodenunterschiede werden fälschlich als Messfehler des Gerätes interpretiert. Weiterhin werden im Artikel mehrfach negative Wertungen und Behauptungen vorgenommen, ohne dass diese belegt sind. Dies hat mit objektiver Berichterstattung wenig zu tun. „profi“ trifft außerdem wiederholt falsche Aussagen zu Fakten, die einfach überprüfbar gewesen wären.
Neben den vielen kleineren Fehlern im Artikel der “profi”, auf die wir am Ende unserer Gegendarstellung nur kurz eingehen werden, verwundert uns hauptsächlich ein Punkt: Wie kann eine Zeitschrift, die eng mit Landwirten und wissenschaftlichen Vertretern dieses Fachgebiets zusammenarbeitet und selbst viele landwirtschaftlich ausgebildete Fachkräfte beschäftigt diesen Vergleich als “unter Praxisbedingungen durchgeführt” bezeichnen? Dabei werden weitestgehend über Jahrzehnte anerkannte Praktiken ignoriert. Auch bodenkundliches Fachwissen, was die Unterschiedlichkeit innerhalb von Schlägen angeht, wurde hier gänzlich missachtet.
Beachtet man die gute fachliche Praxis zur Bodenprobennahme, z.B. die Empfehlungen vieler Landwirtschaftskammern oder VDLUFA, liegen diese im allgemeinen (nährstoffabhängig) bei 15-20, in einigen Fällen bei bis zu 30, gleichmäßig verteilten Bohrstockeinstichen auf einer Fläche von bis zu drei Hektar Größe für einen repräsentativen Flächendurchschnitt (z.B. LWK NRW oder VDLUFA Standpunkt Georeferenzierte Probenahme, 2015; VDLUFA-Methodenbuch 1, A 1.2.1, 2007).
Dies sind seit Jahrzehnten etablierte Richtwerte, die damit zusammenhängen, dass die Nährstoffgehalte auf einer landwirtschaftlichen Fläche stark variieren können. Das beinhaltet einerseits großräumige Variationen über 10 bis 100 m wie z.B den ansteigenden Tongehalt in Richtung eines Flussbettes, aber auch sehr kleinräumige Variationen im Bereich von 1 bis 100 cm. Wer schon einmal zwei Bohrstockeinstiche auch nur 30-50 cm voneinander entfernt entnommen und diese getrennt ans Labor geschickt hat, mag wissen wie unterschiedlich die Ergebnisse aussehen können.
In Grafik 1 geben wir einige Beispiele. Diese beruhen auf Bodenproben, die im Rahmen unserer DLG-Zertifizierung für NO3, Nmin und Bodenfeuchte unter Aufsicht der DLG auf verschiedenen Feldern entnommen wurden. Die Proben wurden von der DLG anschließend auf fünf verschiedene zertifizierte Labore aufgeteilt und dort analysiert. Entscheidend ist: Die Proben wurden einzeln entnommen und vor dem Versenden an die Labore nicht gemischt, um die Variation innerhalb der einzelnen Parzellen zu untersuchen.
Betrachtet man zunächst Parzelle 1 auf Feld 1, könnte man meinen der einzelne hohe Wert (Punkt a), der von den übrigen Laborwerten um über 100% abweicht, wäre ein Ausreißer, verursacht durch Fehler bei der Probennahme oder im Labor. Selbst im Vergleich zum durchschnittlichen Laborwert weicht dieser Punkt um über 100% ab. Geht man auf dem Feld nur etwa 2 m weiter, kommt man zu Parzelle 2: Hier findet man zwei Laborwerte in ähnlicher Höhe (Punkte e und f).
Bei insgesamt drei Punkten in ähnlicher Höhe von unterschiedlichen Laboren kann man nun nicht mehr behaupten Punkt a wäre einfach nur ein Ausreißer. Wiederum etwa 2 m entfernt von Parzelle 2, auf Parzelle 3, findet man allgemein wesentlich niedrigere NO3-Werte. Der höchste Wert von Parzelle 1 (Punkt a) ist knapp 23 mal (2300%) höher als der niedrigste Punkt in Parzelle 3 (Punkt c) und all das auf unter 9 m² Fläche.
Nun beweist ein Feld noch nicht viel, und auch fünf Felder, wie sie von der “profi” untersucht wurden, sind wie die “profi” in ihrem Text zustimmt nicht geeignet um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Allerdings finden sich in den bei der DLG-Zertifizierung gesammelten Labordaten viele solcher Beispiele, welche die Unterschiede des Bodens auf kleinster Fläche belegen. Einige dieser Beispiele von verschiedenen Feldern sind in Grafik 1 auf der rechten Seitezu sehen.
Feld 1 Parzelle 2 und die abgebildete Parzelle von Feld 5 machen auch deutlich, wie leicht hier bei zwei ähnlichen Laborwerten irrtümlich auf die Einheitlichkeit einer Fläche geschlossen werden kann. Hier liegen zwar jeweils zwei bis drei Werte recht nah beieinander, betrachtet man aber mehrere Proben, findet man dennoch recht große Abweichungen, welche die kleinräumigen Bodenunterschiede zeigen.
Mischt man den Inhalt mehrerer Bohrstockeinstiche und schickt die gemischte Probe ans Labor, wird das Analyseresultat in der Regel näher an dem im Bild markierten Mittelwert liegen, als die einzelnen Proben. Je mehr Bohrstockeinstiche man vereint und je besser man mischt, desto näher wird man einem für die Fläche repräsentativen mittleren Wert kommen. Darauf beruhen auch die Empfehlungen, mindestens 16-20 Einstiche vorzunehmen. Ab dieser Anzahl von Einstichen wird angenommen, dass der daraus ermittelte Wert genau genug ist, um eine Fläche zu repräsentieren.
Das FarmLab-Gerät sieht aber durch seine kleinen Fenster nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Feldes. Daher empfehlen wir, auch auf kleinen Flächen fünf bis neun Messungen mit jeweils drei Einstichen zu machen. Das gilt insbesondere, wenn ein stabiler Mittelwert für die entsprechende Teilfläche gewünscht ist und dieser für einen Vergleich mit Mischproben herangezogen werden soll.
Da das FarmLab-Gerät nur einen kleinen Ausschnitt einer Bohrstockprobe erfasst, kann man Vergleichbarkeit auch nicht dadurch herstellen, dass man mit dem Bohrstock im FarmLab-Loch einsticht (was wir im übrigen auch nicht empfehlen, da das Gerät Boden verdrängt und dadurch die Verteilung einer an dieser Stelle genommenen Bodenprobe verändert).
Selbst wenn die “profi” also Boden aus verschiedenen Bohrstockeinstichen gemischt hat, und damit eventuell nahe an den für die einzelnen Parzellen markierten Mittelwert gekommen ist, sieht eine FarmLab-Messung mit drei Einstichen maximal so viel wie eine Laborprobe im Bild. Und auch hier sind Abweichungen der einzelnen Punkte vom Mittelwert von über 100% keine Seltenheit.
Auch für andere Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium fanden wir in Untersuchungen auf einer Vielzahl von Feldern starke Variationen auf kleinsten Flächen.
Es ist daher unklar, warum die “profi” die gefundenen Abweichungen als unerwartet darstellt, angesichts des Versuchsaufbaus sind sie es nämlich nicht.
Da wir natürlich an fairen Tests unseres Geräts interessiert sind, haben wir der “profi” angeboten die Tests mit einem sinnvollen Versuchsaufbau auf unsere Kosten zu wiederholen. Das wären immerhin etwa 6600 bis 8800 Euro, die Stenon bezahlt hätte. Die “profi” lehnte dies jedoch ab.
Etwas voreingenommen scheinen uns in diesem Lichte auch Aussagen der “profi” wie “Genauso sind die Sensormesswerte für Magnesium eher Zufallstreffer …”.
Für Kalium unterschlägt “profi” zudem die Information, dass die Bestimmung durch das Gerät hier eindeutig als beta- und damit Test-Version deklariert ist.
Zudem ignorierte die “profi” nach eigenen Angaben auf zwei von fünf Feldern vom Gerät angezeigte Probleme. Die Problemerkennung des FarmLabs ist darauf ausgelegt den Nutzer davor zu warnen, wenn auf dem Feld Bedingungen auftreten, die die Nährstoffbestimmung durch das FarmLab stören können. Davor wird der Nutzer auch deutlich gewarnt wie auch die “profi” feststellte, nämlich einmal direkt beim Messen auf dem Feld sowie anschließend bei der Analyse der Nährstoffwerte in der Stenon-WebApp.
Die Sensoren des FarmLabs lesen neben Licht im für Menschen sichtbaren Bereich auch Lichtbereiche aus, die jenseits des vom menschlichen Auge wahrnehmbaren Bereichs liegen. Daher können vor dem Sensor auch Probleme auftreten, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Trotzdem können diese die Nährstoffbestimmung stören. Um zu überprüfen, ob es sich hier nur um “Falschmeldungen” des Geräts handelte, haben wir uns die Daten angesehen, die das von der “profi” angemietete Gerät aufgenommen hat. Die Daten, die der Sensor der “profi” aufnahm, zeigen deutliche Merkmale, welche für störende Vegetationsreste typisch sind.
Uns ist unklar, warum auf zwei von fünf Flächen trotz mehrfacher Warnung durch das Gerät solch problematische Messbedingungen akzeptiert wurden, statt einfach auf andere Positionen auszuweichen.
Die “profi” leitet daher all ihre Aussagen von Untersuchungen mit ungeeignetem Versuchsaufbau auf nur fünf Feldern ab. Davon hätten auch noch zwei wegen fehlerhafter Messbedingungen nicht akzeptiert werden dürfen. Wir glauben: Ein kompetenter Landwirt kennt die anerkannten Praktiken zur Entnahme von Bodenproben, die derart sinnlose Vergleiche vermeiden würden. Der Test der “profi” ist für uns daher weit weg von “Praxisbedingungen”.
Hinzu kommen viele kleine Fehler in dem Bericht der “profi”. Zum Beispiel ist die dort angegebene monatliche Miete falsch, die Sensor-Fenster sind nicht aus Plexiglas, sondern aus harten Spezialgläsern und das Kalibrationsmaterial besteht nicht aus einer Metalllegierung, sondern einem speziellen Kunststoff. Auch, dass Pflanzenreste nur die Messwerte für mineralischen Stickstoff, Corg und Humus beeinflussen können, stimmt nicht. Außerdem ist der Sensor zwar tatsächlich nicht wasserdicht, darf also nicht untergetaucht werden, ist aber allseitig spritzwassergeschützt (vom TÜV zertifiziert) und damit bei Regen ohne Probleme verwendbar.
Fazit: Es wäre schön gewesen, die “profi” hätte sich weniger auf reißerische Aussagen und mehr auf einen wirklich praxistauglichen Vergleich und fundierte Recherche konzentriert. Aber offensichtlich konnte man dem FarmLab mit seriösem Journalismus nicht genug Negativ-Punkte anlasten. Wäre die “profi” an einem sinnvollen Test interessiert gewesen, hätte sie wohl keinen Grund gehabt, es abzulehnen, die Versuche auf Kosten von Stenon unter Beachtung von guter landwirtschaftlicher Praxis und bodenkundlichem Fachwissen zu wiederholen.